Die Brücke über die Drina
Andrić, Ivo
Der Mann, der die Brücke über die Drina bauen ließ, hegte den Wunsch, Abend- und Morgenland zu verbinden. Er war als Knabe von den Türken entführt worden und kehrte als türkischer Wesir in seine Heimat zurück. Sein Werk gelingt. Um die steinerne Brücke kreist alles Geschehen in der Stadt Wischegrad. Sie wird Zeuge der großen Auseinandersetzung zwischen Orient und Okzident, erlebt den Rückzug der Türken, die Ausbreitung des österreichisch-ungarischen Reiches. 1914 wird sie zerstört – eine Welt geht in Stücke. »Immer schon war der grüne Fluß Drina die europäisch-balkanische Grenze zwischen dem Reich des Westens und dem Reich des Ostens«, schreibt Günter Nenning in der <Zeit>. Und Ivo Andrić stellt fest, daß es eine Brücke über die Drina nie geben wird, denn es ist eine »Brücke zwischen zwei sich bekriegenden Welten«.